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Auf die Wirklichkeit zeigen

Zum Problem der Evidenz in den Kulturwissenschaften, Ein Reader, Schriftenreihe des IFK/Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften, Wien 2, Schauplätze der Evidenz 2

Erschienen am 15.01.2016, 1. Auflage 2016
24,90 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593503035
Sprache: Deutsch
Umfang: 431 S., 53 sw Abbildungen
Format (T/L/B): 3.7 x 21.3 x 13.9 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Der Reader versammelt programmatische Ansätze der kulturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Problem der Evidenz aus dem Blickpunkt der Sprach-, Geschichts-, Kunst- und Literaturwissenschaft, Medientheorie, Anthropologie und Soziologie. Mit Beiträgen u.a. von Rüdiger Campe, Iris Daermann, Egon Flaig, Peter Geimer, Vinzenz Hediger, Caspar Hirschi, Ludwig Jäger, Albrecht Koschorke, Helmut Lethen, Jakob Moser, Inka Mülder-Bach, Jan-Dirk Müller, Karl Schlögel, Florian Sprenger, Jakob Tanner, Marcus Twellmann, Juliane Vogel und Claus Zittel.

Autorenportrait

Helmut Lethen ist Direktor des IFK Wien und hat dort 2007 den Schwerpunkt 'Kulturen der Evidenz' ins Leben gerufen. Seine Gebiete sind Historische Avantgarden, philosophische Anthropologie und Mediengeschichte.

Leseprobe

Vorwort Helmut Lethen "Die Geschichte hat um den modernen westlichen Menschen, der so reich ist, zahllose Filter, Städte, Werbeflächen, medizinische Versorgungssysteme, Techniken, Versicherungen, ein ganzes Netz aus Stützgerüsten und Gewohnheiten errichtet, das Harte hat Seltenheitswert bekommen für ihn und um ihn herum; das Logische füllt die Bildschirme und Leinwände, bedeckt die Wände und durchzieht seine Arbeit, es hat ihn bei lebendigem Leib verschlungen, er ist rundum eingetaucht in die Welt der kleinen Energien. Um uns aus diesem Schlaf zu reißen, reicht der Empirismus nicht mehr aus [.]" (Michel Serres, Die fünf Sinne) Vage Begriffe können große Unruhe im Feld der Wissenschaften stiften. Als das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) sich vor acht Jahren zum Schwerpunkt "Kulturen der Evidenz" entschied, war damit die Erwartung verbunden, "ontologische Unruhe" in kulturwissenschaftliche Forschungen zu bringen, in denen im Zeichen des linguistic turn und des Radikalen Konstruktivismus von Wirklichkeit nicht mehr die Rede war. Allerdings stammte die Wendung "Kulturen der Evidenz" aus Schriften des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. In diesem Kontext bezeichnete sie keineswegs eine Neigung zur Ontologie, sondern Wissenspraktiken des 19. Jahrhunderts, in denen die Herstellung von Evidenz technischen Geräten wie dem Fotoapparat anvertraut worden war. An den in diesem Reader versammelten Beiträgen lässt sich das Abenteuer des Nachdenkens über Evidenz in den letzten zwei Jahrzehnten nachzeichnen. Dieses Nachdenken verfolgt einen mit großer ontologischer wie epistemologischer Fallhöhe verbundenen, insofern wahrhaft schwindelerregenden Parcours; es schwankt zwischen flüchtiger Gewissheit und anhaltender Skepsis. Das Schwindelgefühl hat auch einen, wenn man so will, physiologischen Grund: Es rührt aus den Überforderungen des Sehsinns, im Zeichen der Evidenz seine Vorherrschaft auch auf Gebieten der "unsichtbaren Weite des Seins" aufrechtzuerhalten. Schon 1980 hatte Michel de Certeau festgestellt, dass die Gesellschaft einer "Wucherung des Sehens" unterliege. Sie bewerte "jede Realität nach ihrem Vermögen, sich zur Schau zu stellen". Der sozio-kulturelle "Schauplatz" der Gegenwart lasse das alte Postulat von der Unsichtbarkeit des Realen nicht zu. Eine der großen Leistungen der Kulturwissenschaften hat darin bestanden und besteht immer noch darin, zu untersuchen, welche sprachlichen und visuellen Konstruktionselemente die "Effekte des Realen" erzeugen, wie Wirklichkeiten durch routinierte oder unerwartete Techniken einer - sei es aus sich heraus leuchtenden (evidentia), sei es als bloß scheinhaft eingestuften - Offenkundigkeit produziert werden. Darüber gerieten das "große Schweigen der Dinge", ihr Eigensinn und ihre Widerständigkeit in Vergessenheit. Einige Beiträge dieses Bandes zeigen, wie schwierig es ist, das Augenmerk auf die Unverfügbarkeit der Dinge zu lenken. Andere sprechen von der "Mystik", in der wir Dinge, die durch kein Medium geprägt scheinen, erfahren; für Dritte wiederum ist jede Wahrnehmung durch das Vermögen der Sprache gezeichnet, den "Sinn" der Dinge zu generieren. So leuchtet unser Band das Spannungsfeld aus, in dem auch künftige Diskussionen sich werden positionieren müssen. Das Buch wird von uns als "Reader" bezeichnet, weil auch einige bereits andernorts publizierte Beiträge in leicht aktualisierter Form wieder abgedruckt wurden. Eine Begrenzung unseres Unternehmens liegt darin, dass nur deutschsprachige Abhandlungen aufgenommen wurden und dass das Problem der Evidenz in Naturwissenschaften und Rechtspraxis ausgespart bleibt. Einen nach wie vor nützlichen Überblick über die Diskussion des Evidenz-Problems in angelsächsischen Wissenschaften bietet der Band Questions of Evidence, der 1994 in Chicago herauskam. Die ausführliche Bibliografie am Ende dieses Bandes wird allen Lesern, die das Problem der Evidenz in größerem Rahmen verf

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